Meteoritenregen im Chiemgau
Traunstein - In der Nähe des Chiemsees fand zur Zeit der Kelten ein gewaltiger Meteoriteneinschlag statt. Ein Forscherteam hat im Südosten von Bayern mehr als 80 Krater mit Durchmessern von drei Metern bis zu einem halben Kilometer entdeckt. Sie haben Hinweise, dass alle Krater durch Bruchstücke eines einzigen Kometen verursacht wurden.
Im Gebiet zwischen Altötting und dem Chiemsee soll vor 2.200 Jahren ein riesiger Komet eingeschlagen sein. Das ergibt sich aus langjährigen Feldarbeiten und Materialuntersuchungen eines bayerischen Forscherteams, dessen Schlussfolgerungen in der jüngsten Ausgabe des US-Magazins "Astronomy" vorgestellt werden. Der Komet hatte demnach einen Durchmesser von 1,1 Kilometer, als er in die Erdatmosphäre eintrat. Er zerbarst, vermutlich in einer Höhe von 70 Kilometern - und seine Bruchstücke hinterließen ein Meteoritenfeld von 58 mal 27 Kilometer, eines der größten der Welt.
Hobby-Archäologen gaben erste Hinweise
Während das Nördlinger Ries zwischen Augsburg und Nürnberg aus einem einzigen großen Meteoritenkrater besteht und bereits vor 15 Millionen Jahren entstand, handelt es sich bei dem Meteoritenfeld um einen Streueinschlag, der vor erdgeschichtlich sensationell kurzer Zeit erfolgte. "Die ganze Gegend muss für Jahrzehnte verwüstet gewesen sein", heißt es in "Astronomy".
Die Forschungen wurden bislang im wesentlichen von einem Team von Archäologen um Gerhard Benske und Werner Mayer geleistet, deren Schlussfolgerungen jedoch von dem Geologen Kord Ernstson und dem Mineralogen Ulrich Schüßler von der Universität Würzburg als seriös eingestuft werden.
Seltene Verbindungen durch extreme Hitze
Der größte einzelne Krater, der von dem Kometen geschlagen wurde, bildet den heutigen Tüttensee mit einem Durchmesser von 370 Metern. Die ersten Indizien für den Kometeneinschlag wurden im Jahr 2000 gefunden. Es handelt sich um Materialien mit den ausgesprochen seltenen chemischen Verbindungen Xifengit und Gupeiit, die sonst nur aus China und der Antarktis bekannt sind, zu dem um eine Verbindung, deren Zusammensetzung gänzlichst unbekannt ist.
Fundstücke aus der Zeit der Kelten
Die Wissenschaftler nehmen an, dass der Meteorit in der Keltenzeit niederging, möglicherweise um 200 vor Christi Geburt. Darauf weisen mehrere Indizien hin. Unter anderem werteten die bayerischen Archäologen nahe bei einem Krater einen Depotfund aus und fanden darin keltische Bronzestücke - Nägel, Ringe und anderes - die alle einseitig angeschmolzen waren. Als Ursache dafür kommt den Entdeckern zufolge nur ein Ereignis mit plötzlicher starker Hitzeentwicklung in Betracht.
Funde, nach denen der Einschlag des größten Bruchstückes am Ort des heutigen Tütensees, eine dortige keltische Siedlung zerstörte, wurden dementiert.
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