Die Himmelsscheibe von Nebra - Aktuelles

Hesiod (8./7. Jh. v. Chr.) in seinem Kompendium „Werke und Tage“ in den Versen 383-3879:
Wenn das Gestirn der Pleiaden, der Atlastöchter, emporsteigt, Dann beginne die Ernte, doch pflüge, wenn sie Hinabgehen; Sie sind vierzig Nächte und vierzig Tage Beisammen Eingehüllt, doch wenn sie wieder im Kreisenden Jahre Leuchtend erscheinen, erst dann beginne die Sichel zu wetzen.
Die Stationen der Sonderausstellung „Der geschmiedete Himmel“ nach dem Nationalmuseum Kopenhagen und dem Naturhistorischen Museum Wien werden die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim vom 10. März bis 16. Juli 2006 sowie das Historische Museum Basel vom 29. Oktober 2006 bis 29. Januar 2007 sein. Ab dem Frühjahr 2008 wird die Himmelsscheibe dann dauerhaft im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle ausgestellt.
Der Fund besteht aus zwei Bronzeschwertern mit goldenen Griffklammern, zwei Randleistenbeilen, einem Meißel sowie zerbrochenen Bronzearmspiralen, die den Fund in die Stufe A 3 der Frühbronzezeit und damit in die Zeit um 1600 vor Christus datieren. Der wichtigste Fund ist eine ca. zwei Millimetern dicke und zwei Kilo schwere Bronzescheibe, auf der mit eingelegten Goldblechen, der Nachthimmel dargestellt ist.Die Datierung der Bronzescheibe in die Zeit um 1.600 v. Chr. - es ist dies etwa die Zeit der Endausbauphase von Stonehenge - ergibt sich derzeit nur aus den mitgefundenen Bronzegegenständen; den zwei Schwertern, Beil, Meißel und den beiden Armspiralen. Die Zusammengehörigkeit der Beifunde und der Scheibe ergibt sich über die Bodenanhaftungen. Ein besonderes Augenmerk verdienen die Schwerter. Die Klingen sind einzigartig aufwendig mit Einlagen aus Kupferdraht verziert (tauschiert), und an den Griffen tragen sie ringförmige Schmuckstreifen aus profiliertem Goldblech. Verzierungen solcher Art kennen wir in so früher Zeit nur aus dem griechischen Mykene und Anatolien. Die Schwertform selbst hat Gegenstücke im heutigen Rumänien und Ungarn. Zurzeit wird untersucht, ob die Schwerter einheimischer Herstellung sind oder ob es sich um Importe handelt.Nach derzeitiger Auffassung erscheint auf der Bronzescheibe u. a. zum ersten Mal nördlich der Alpen die Sonnenbarke als sichelartige Goldauflage mit gefiedertem Rand, ein Motiv, das im Laufe der Bronzezeit zu einem herausragenden religiösen Symbol wird.Deutlich sind etwa 1 cm große Punkte als Sterne, der Sichelmond sowie eine volle Goldscheibe zu erkennen, bei der es sich um die Sonne oder aber den Vollmond handeln könnte. Bei einer Gruppe von sieben Sternen dürfte es sich wahrscheinlich um die Plejaden handeln.
Bei einem glatten Goldband am Rand könnte es sich um den Horizont handeln. Das Gegenstück auf der gegenüberliegenden Seite ist ausgebrochen. In einem hochgebogenen, gerillten Goldstreifen möchte ich vor allem wegen der Fiederung auf der Ober- und Unterseite ein Boot sehen, das über den Himmel fährt. Vergleichbare Darstellung von Booten kennen wir aus den folgenden Jahrhunderten in der nordischen Bronzezeit.
Die Erwähnung der Plejaden in Werke und Tage von Hesiod zeigt klar, dass diese für die Kenntnis des richtigen Zeitpunktes von Aussaat, Ernte in der Antike oder für rituelle Opferungen von zentraler Bedeutung waren. Es ist sicherlich kein Zufall, dass sie vor 3600 Jahren fast genau im Frühlingspunkt standen und somit prächtig am Herbsthimmel zu sehen waren.
Bei der Scheibe von Nebra handelt es sich um die erste und einzige Darstellung des Kosmos im vorgeschichtlichen Europa. Das über den Himmel fahrende Schiff zeigt, dass es sich nicht um eine bloße astronomische Darstellung handelt, sondern dass sich dahinter eine komplexere Mythologie verbirgt, deren Bedeutung und Urspung noch im Nebel liegt.
Für die Beurteilung der späteren bronzezeitlichen Symbolsprache, aber auch von astronomisch ausgerichteten oberirdischen Denkmälern, wie z.B. Stonehenge, ist der Fund von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus zeichnen sich mit diesem Fund auch geistesgeschichtliche Verbindungen in dem vorderen Orient und nach Ägypten ab, die weit über den bloßen materiellen Austausch Mitteldeutschlands mit dem ostmediterranern Raum, der bislang bekannt war, hinaus reichen. Vor allem die Bronzescheibe wird sicherlich noch auf lange Zeit die Forschung beschäftigen und vermutlich niemals all ihre Rätsel preisgeben.
(siehe auch http://www.archlsa.de/sterne/)
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